Die meisten Liebeslieder

drehen sich ums Brauchen,

als sei die Liebe eine Droge

zum In-der-Pfeife-Rauchen.

Mit Gefühlen wird gespielt,

in Gedanken ganz gezielt

Emotionen zu verstärken

und sich in den off’nen Herzen,

dem Reim zu Ehren schmerzend,

voller Inbrunst, melancholisch,

sentimental-journey-schleichend

ein Fan-Schloss zu erbau’n.

 

Die meisten Liebeslieder

sind Leidenslieder,

gelitten wird am Kummer,

sich badend im Gejammer,

dass niemand sich mehr kümmert

um all die armen Seelen,

die sich so selbstlos quälen

im Glauben, dass ihr Opfer

sich bezahlt macht – irgendwann.

 

Die meisten Liebeslieder

drehen sich ums Brauchen,

als sei die Liebe eine Droge

zum In-der-Pfeife-Rauchen.

Vergänglich und zu jagen,

mit Reizen zu verlocken,

versteckt manipulierend,

heimlich kontrollierend,

strategisch zu erkämpfen,

Objekte der Begierden

auf unbemerkte Weise

zu verführen.

Jutta Riedel-Henck, 16. Januar 2018

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