Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich in der Goethestraße in Aachen. Von dem wohl berühmtesten deutschen Schriftsteller stammt das bekannte Zitat aus der Tragödie Faust:

[Ich bin] Ein Teil von jener Kraft,

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

[...] Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, daß es zugrunde geht;

Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz, das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.

http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/6

Einer von unzähligen berühmten Narzissten, die nicht in sich selbst ruhend der göttlichen Liebe gewahr werden, um sich an jedem Moment des Lebens, Hierseins, Daseins, Seins zu erfreuen, stattdessen unaufhörlich danach strebend, sich über das Außen und seine Reaktionen zu definieren, niemals zufrieden, immer danach strebend, etwas zu kriegen [sic.], was sie in sich selbst nicht zulassen, um Gott und die Welt verantwortlich zu machen für ihr Glück bzw. Unglück.

In der Psychologie heißt es, Narzissten hätten ein schwaches Selbstwertgefühl, in der Kindheit seien sie nicht geliebt worden, stattdessen verwöhnt oder auf andere Weise „falsch“ behandelt, womit die Schuld an erster Stelle der wichtigsten Bezugsperson zu Beginn jeden Lebens in die Seele geschoben wird: der Mutter.

Auch Psychologen bzw. Psychoanalytiker, insbesondere die berühmten, können Narzissten sein. So wundert es nicht, wenn sie Krankheitsbilder in die Welt setzen und pflegen, die darauf hinauslaufen, die Mutter zu idealisieren und in gleichem Zuge zu entthronen, ihr alle Verantwortung und damit Schuld zutragend für das längst erwachsene Kind, das unersättlich in die Welt läuft mit der Intention, sie zu beherrschen, möge sie den eigenen subjektiven Vorstellungen Untertan werden.

Aus meiner Sicht sind solche Menschen einfach „nur“ schlecht erzogen. Und das ist nicht Schuld einer einzigen Frau, sondern all jener, die mit diesen Menschen in Kontakt kommen. All jener, die sich manipulieren lassen, um dem Narzissten zu gefallen, sein Spiel mitzutragen. Narzissten fördern Narzissten. Krieger und Kriegerinnen fördern Krieger und Kriegerinnen und damit Kriege jeder Art.

Sich von einem Narzissten manipulieren zu lassen, setzt voraus, nicht auf die eigene innere Stimme zu hören und ihr zu folgen. „Außer sich“ zu sein.

Es gibt immer nur einen und eine, der bzw. die verantwortlich ist für sein und ihr Tun: Den Narzissten, die Narzisstin selbst!

Wer weiterhin daran festhält, das Verhalten von Narzissten zu rechtfertigen mit dem Verhalten der Mutter, der Eltern, der Gesellschaft, der Politiker, fördert die Unmündigkeit und damit den Narzissmus.

Wer sich beschuldigen lässt und „diesen Schuh anzieht“, macht sich selbst schuldig. Ich kann deshalb immer nur wieder raten: Leute, lasst die fremden Schuhe stehen und geht in euren eigenen! Und wenn es keine gibt, lieber auf Socken oder barfuß ins Leben, als dieses schaurige Kriegsspiel dummer Möchtegernherrscher/innen mitzutragen!

Jutta Riedel-Henck, 9. April 2018

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