Take Nine

Du hast dir gestern den Satz notiert „Geld ist Energie“.

Er sprang mich an, während ich einen Film schaute. Ich wollte darüber nachdenken.

Bist du zu einem Ergebnis gekommen?

Nicht erst durch den Satz, ich denke immer wieder darüber nach, warum Geld so einen unglaublich wichtigen Stellenwert einnimmt, obwohl man es nicht essen kann.

Du solltest Wirtschaft studieren.

Oh, dafür bin ich nicht geeignet.

Warum nicht?

Weil mich all die systematischen Zusammenhänge nicht interessieren.

Ich kenne dich als jemand, der sehr systematisch denkt, das passt nicht zusammen.

Ja, ich weiche aus. Geld ist ein unangenehmes Thema.

Deshalb hast du dir den Satz notiert.

Um darüber nachzudenken.

Dann tu es!

Aber bitte ohne den Zwang, Wirtschaft studieren zu müssen!

Wer hat gesagt, dass du dafür auf eine Uni musst?

OK. Ich will es auf meine Weise studieren.

Also gut. Geld ist Energie.

Ich knüpfe an unser letztes Gespräch an. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Und Geld ist demnach so viel oder wenig Energie, wie es an Aufmerksamkeit bekommt.

Das würde bedeuten: Reichtum ist machbar.

Ja.

Nicht schlecht. Hast du Lust?

Ja, hab ich.

Leg los!

Jutta Riedel-Henck, 20.3.2017

 

 

 

Take Ten

Was machst du, wenn es nicht klappt mit dem Geld?

Ach, hatte ich schon wieder vergessen.

Das Fokussieren?

Ja. Ich war mit anderem beschäftigt. Fokussieren will wohl bedacht sein. Ist die Luft nicht rein, bleib ich im Allgemeinen oder Nirgendwo.

Andere bekämen einen Wutanfall oder Depressionen.

Ja, wenn sie auf ihren Frust fokussieren, ist das auch kein Wunder – oder?

Macht halt Spaß.

Mag sein, wenn du Spaß machen mit Bequemlichkeit gleichsetzt.

Ausflippen macht Spaß, Rumbrüllen, auf die Kacke hauen, Dreck, Dreck, Dreck schimpfen.

Hat wohl jeder einen anderen Humor. Den meinen versteht so ein Brüllaffe nämlich nicht.

Frau Merkel wirkte neben Donald humorvoll.

Für ihre Verhältnisse durchaus. Eine komische Szene.

Shake no hands.

Zwei Filme in zwei Köpfen.

Die Frau wie immer an Ihrem Gegenüber interessiert.

Während der Herr sich selbst hypnotisiert.

Ohne Schlüsselwort in der Tasche.

Ja, der wird wohl nie mehr aufwachen.

Warum auch? Die anderen Filme interessieren ihn

einen Dreck!

Wenn ein Hypnotisierter als Hypnotiseur auftritt,

ist es Zeit für den Auftritt des Kindes,

das mit nacktem Finger auf den nackten Kaiser zeigt.

Sein Rufen bleibt unerhört.

Deshalb gibt es so viele unerhörte Kinder.

Und Erwachsene.

Die Propheten im eigenen Land.

Im eigenen Haus!

Spielverderber!

Wecker. Kürzlich hörte ich im Haus ein minutenlanges Dauerpiepen in der frühsten Frühe. Neben dem Wecker fand ich einen tief Schlafenden. Gestern diente ihm dieses Teil als Wurfgeschoss.

Aufschlussreiches Bild!

Der Wecker war ein Geschenk von mir.

Verstehe. Was du aussendest, bekommst du zurück.

Ha, ha, so kann man es auch sehen. Ich habe rechtzeitig die Tür geschlossen. Es war mir zu schade um den Wecker.

Nicht um dich?

Es kann doch nur zurückkommen, was ich aussandte? Also hatte ich nichts zu befürchten. Ich kenne meine Intentionen und weiß um meine Gedanken. Ich fand die Szene eher komisch und war enttäuscht, dass mein Humor nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.

Worum ging es überhaupt?

Ich habe mich nicht an das Drehbuch des anderen gehalten.

Warst du engagiert?

Nein, eigentlich nicht. Aber fokussiert.

Als Person?

Offenbar.

Muss er sich halt eine Schauspielerin suchen, die zu seinem Rollenangebot passt.

Sag ich auch immer.

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!

Scheint gerade eine Hochzeit der Tyrannen zu sein.

Da können sich die niederländischen Kühe freuen.

Ob die schon zurück in ihrer Heimat sind?

Wäre ihnen zu wünschen.

Hab mich ohnehin gewundert, was holländische Kühe in der Türkei suchen.

Stimmt, dieser Käse heißt nicht Edamer, sondern Erdogan.

Ungenießbar!

Hast du ihn probiert?

Nein. Ich esse nur reife Sorten.

Jutta Riedel-Henck, 22./23.3.2017

 

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