Wenn ich manchmal oder oft oder immer daran denk,
dass ich mit der Hilfe Gottes
meine Lebensreise lenk,
frag ich nicht nach seinem Namen,
ob er Frau ist oder Mann,
seh ich keine Wolke Sieben,
keinen streng geheimen Plan;
spür nur einfach diese Wärme
und die Selbstverständlichkeit
der alltäglichen Geschenke,
auch wenn mich nicht alles freut.
Wie die Menschen ihn auch sehen,
was sie glauben, wer er sei,
ob er da ist oder nirgends,
scheint mir, ist ihm einerlei;
denn wem sollte er beweisen,
dass er ist, dass es ihn gibt,
wenn er frei von Vorurteilen
einfach liebt.
Universum, du und ich,
jeder findet sicherlich
Bilder, die ihm greifbar nah
von Gott erzähln.
Doch was immer wir auch sehn,
alles kann kein Mensch verstehn,
und im Glauben schläft der Zweifel
wie ein Freund, der uns aus
dunklen Träumen weckt.
Niemand muss dran glauben,
niemand muss vertraun,
zwanghaft sind die Menschen,
die sich selbst beschränken,
haften am Bekannten,
ungern Neues denken,
als sei das göttlich Große
längst erkannt.
Sich allwissend geben,
nicht nach mehr zu streben,
wiederkäuend lernen,
preisen, was versiegelt
den Verstand.
Tot geglaubt, das Leben,
an Vergang’nem kleben,
bleibt unentdeckt
das fruchtbar fremde Land.
Jutta Riedel-Henck, 19. April 2016